"Wirbelstürme" in der Sonne

Die kreisende Bewegung eines Wirbelsturms auf der Nordhalbkugel der Sonne (links) im Vergleich mit dem Hurrikan Katrina 2005 (rechts). Die gelblich-rötliche Färbung im linken Bild gibt die Stärke der horizontalen Ströme an. Bild: MPS/Wikimedia Commons
Die kreisende Bewegung eines Wirbelsturms auf der Nordhalbkugel der Sonne (links) im Vergleich mit dem Hurrikan Katrina 2005 (rechts). Die gelblich-rötliche Färbung im linken Bild gibt die Stärke der horizontalen Ströme an. Bild: MPS/Wikimedia Commons

von Jan Langfellner

 

Aus dem Wetterbericht kennen wir Hoch- und Tiefdruckgebiete, die übers Land ziehen und gutes oder schlechtes Wetter bringen. In Hochdruckgebieten sinken Luftmassen auf den Erdboden ab und strömen nach außen weg. Umgekehrt strömen in Tiefdruckgebieten Luftmassen von außen ein und steigen auf. Wegen der Erddrehung haben diese Hochs und Tiefs einen festen Drehsinn: So drehen sich beispielsweise Tiefdruckwirbel auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn. Besonders eindrucksvoll lässt sich das auf Satellitenbildern von Wirbelstürmen bestaunen, etwa von Hurrikan Katrina, der 2005 auf die amerikanische Golfküste traf (siehe Abbildung rechts).

Solche Phänomene gibt es jedoch nicht nur auf der Erde, sondern auch auf anderen Planeten (etwa der berühmte rote Fleck auf Jupiter) und selbst in der Sonne. Unser Heimatstern gleicht einem brodelnden Kochtopf, in dem unablässig heißes Plasma aus dem Innern an die Oberfläche steigt. Dort kühlt sich das Plasma ab und sinkt wieder hinab. Im Zusammenspiel von aufsteigendem und hinabsinkendem Plasma entstehen sogenannte Konvektionszellen. Diese Zellen können zigtausende von Kilometern überdecken. Die Stellen, an denen aufsteigendes und hinabsinkendes Plasma an der Oberfläche auseinander- und zusammenströmt, gleichen den irdischen Hochs und Tiefs. Weil auch die Sonne rotiert, haben diese Stellen einen bevorzugten Drehsinn, der dem der irdischen Wirbelstürme entspricht. Jedoch sind die solaren "Wirbelstürme" mit Rotationsgeschwindigkeiten von 50 Kilometern pro Stunde deutlich langsamer als ihre Gegenstücke auf der Erde. Diese erreichen in der Regel Geschwindigkeiten von etwa 200 Kilometern pro Stunde. Weil das "Wetter" auf der Sonne außerdem sehr viel turbulenter ist als auf der Erde, reicht es nicht aus, einzelne Satellitenbilder der Sonnenoberfläche aufzunehmen, um die "Wirbelstürme" zu entdecken. Vielmehr ist es nötig, tausende von ihnen zu beobachten, was Monate an Daten erfordert. Solche Datensätze werden von der NASA-Raumsonde Solar Dynamics Observatory (SDO) bereitgestellt. Mit dem umfangreichen Datenschatz ist es möglich, einen "typischen" solaren Wirbelsturm zu rekonstruieren, wie in der Abbildung links dargestellt (mit der Erde als Maßstab). Solche Beobachtungen sind wichtig, um das komplexe Zusammenspiel der Kräfte in der Sonne besser zu verstehen.

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